Jede Zeit hat ihre Erfolge, aber auch ihre kollektiven Irrtümer. Jede Person, jede Gesellschaft und Wirtschaft hat unausgesprochene Grundannahmen, nach denen beurteilt, gelebt, entschieden wird.
Sind sie noch zeitgemäß?
Nicht jeder gedachte Gedanke entstammt aus dem eigenen Denken
Viele unsere Gedanken folgen unbewussten inneren Mustern und stammen aus unserer Kindheit, Erfahrungen in der Jugend, beruflichen Sozialisation, etc. Diese Gedanken wurden zu Überzeugungen, die wir lange Zeit nicht mehr hinterfragten. Es sind die Gedanken und Konzepte unseres Umfeldes, die wir übernommen haben.
Dazu gehören nicht mehr hinterfragte Glaubenssätze in Unternehmen sowie in uns selbst, die wir für wahr halten und zum Fundament unseres Handelns machen. Sie bestimmen unseren Blickwinkel für die Außenwelt und die Art und Weise unserer Bewertungen, sowie unseren Entscheidungs- und Handlungsrahmen.
In den nächsten Jahren werden radikale Veränderungen auf uns zukommen.
Hören Sie genau hin, was in Ihrem Unternehmen für wahr gehalten wird und ob das für die Unternehmensentwicklung hilfreich ist oder nicht. Es ist wichtig, sie zu enttarnen, um neue Perspektiven und Handlungsfelder zu eröffnen.
10 kollektive Grundannahmen, die unsere Zeit prägen
Auf Basis meiner unzähligen Gespräche mit Führungskräften und Rückmeldungen habe ich folgende 10 kollektive Grundannahmen identifiziert:
- Wirtschaftlicher Erfolg rechtfertigt alles
- Zielerreichung kompensiert soziale Inkompetenz
- Kompetenz ist unabhängig vom Kontext
- Positionsmacht korreliert mit Kompetenz
- Was man nicht zählen oder messen kann, hat keinen Wert
- Wir haben ewig Zeit in unserem keine-Zeit-haben
- Wer sich argumentativ durchsetzt, liegt auch inhaltlich richtig
- Beruflicher Erfolg ist wichtiger als privates Glück
- Erfolg = Geld = Glück
- Wirtschaft funktioniert eben so
Machen Sie sich ihre eigenen Grundannahmen und die in Ihrem Unternehmen bewusst:
- Welchen ungeschriebenen Regeln und Überzeugungen folgen wir?
- Wann sind sie entstanden und sind sie noch zeitgemäß?
- Warum glauben wir das?
- Dienen sie einer agilen Entwicklung oder halten sie am Status Quo fest?
- Unterstützen sie oder schränken sie ein?
Wenn wir Neues wollen, dann kann dies nur dann nachhaltig entstehen, wenn unsere inneren Überzeugungen das Neue unterstützen. Also, wenn wir daran glauben, dass es möglich ist.
Uwe Schneidewind (Die große Transformation, 2018) zitiert Maja Göpel: „In unseren Köpfen sind Weltsichten, Visionen und Paradigmen verankert. Hier sind wir die Kinder unserer Zeit. Aber in unseren Köpfen können wir sie auch verändern und zur Grundlage einer anderen Gestaltung der Welt machen…“ (Göpel, 2016)