Ein Überblick über die Begriffswelt 4.0
Wir stehen am Wendepunkt zu einer neuen Zeit. In diesem Umbruchsjahrzehnt – wie ich es nenne – werden wir uns von der Welt, wie wir sie heute kennen, verabschieden: technologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Zu diesem Wandel gibt es keine Alternative.
Den können wir nicht aussitzen: da müssen alle mit, die weiterhin erfolgreich sein wollen.
4.0 – worum geht es?
Ursprünglich ist Industrie 4.0 die Bezeichnung für ein Zukunftsprojekt der deutschen Bundesregierung und für eine Forschungsplattform. Es ging um die umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion und die Optimierung ganzer Wertschöpfungsketten.
Klaus Schwab, der Begründer des Weltwirtschaftsforums, hat zum Ausdruck gebracht, dass die Industrie 4.0 die vierte industrielle Revolution einleitet. Er unterscheidet zwischen der 3. Industriellen Revolution, der Digitalisierung, und der 4. Industriellen Revolution, der Technologisierung.
Digitalisierung versus Technologisierung
Die Digitale Revolution startete so um 1970 mit dem Einsatz Elektronik und der Industrierobotik zur Automatisierung der Produktion, der Softwareentwicklung, Einführung von Personal Computers und dem Start von World Wide Web. Hier wird Bestehendes automatisiert und digitalisiert.
Die Technologisierung begann in den 90gern und ist durch und durch disruptiv. Sie steht für eine vollkommen neuartige Wertschöpfung und transformiert sämtliche Systeme, die heute für uns selbstverständlich sind. Damit führt sie uns in eine völlig neue Arbeits- und Produktionswelten mit Big Data/ Blockchain/ Quantencomputer/ Künstliche Intelligenz und Robotik/ Bio- und Neurotechnologien/ der Vernetzung von realer und virtueller Welt und so weiter. (Die 4. Industrielle Revolution/Klaus Schwab)
Daraus erkennen wir, dass die Digitalisierung, die jetzt so richtig Fahrt aufnimmt, nicht das Ziel, sondern die Voraussetzung für kommende Technologisierung ist. Gehen Sie davon aus, dass alles digitalisiert werden wird, was digitalisiert werden kann. Und dabei geht es nicht nur darum, einen analogen Prozess digital abzubilden, wie viele immer noch meinen.
Nein, es geht um völlig neue Dinge! Nicht mehr wie bis dato im Change-Management etwas Bestehendes zu verbessern, etwas schneller zu optimieren als die Konkurrenz. Es geht um Transformation! Wir begeben uns auf eine völlig neue Ebene, und damit muss sich das Verständnis vom Menschsein, Wirtschaft, Konkurrenz usw. ändern. Konkurrent ist nicht mehr derjenige, der das gleiche am Markt macht wie Sie. Ihr Konkurrent ist der, der etwas erfindet, das Ihre Marktleistung obsolet macht.
Was macht diese Entwicklung schwierig? Die Digitalisierung und die daraus möglichen technologischen Entwicklungen führen uns immer tiefer in die VUCA-Welt.
Was bedeutet VUCA?
Den Begriff VUCA gibt es schon über 20 Jahre. Er bedeutet volatil, unsicher, komplex und mehrdeutig. Eine Welt, die so geprägt ist, funktioniert anders als alles, was wir bisher kannten. Wir haben bis jetzt in einer Welt gelebt, die einigermaßen sicher, planbar, kompliziert und eindeutig war.
Neue Ansätze wurden weiterhin nötig und führten zur Entwicklung von agilen Methoden.
Was ist agil?
Das Konzept „agil“ stammt ursprünglich aus dem Manifest für Agile Softwareentwicklung und spricht von Prinzipien als Leitsätze für flexible, schlanke und schnellere Prozesse. Agil ist also keine Methode!
Es geht um Prinzipien als Werthaltung beim Arbeiten. Werthaltungen sind eine Frage der inneren Einstellung und des Mindsets. Die Methoden, die den agilen Prinzipien entsprechen, werden agile Methoden genannt.
Um im VUCA-Umfeld erfolgreich sein zu können, muss nicht nur die Art des Projektmanagements agilen Prinzipien entsprechen, sondern auch die Organisation und damit die Führung.
Agilität ist die Fähigkeit, flexibel und schnell, aber gleichzeitig operativ stabil agieren zu können, obwohl wir mit steigender Komplexität, Geschwindigkeit und Volatilität konfrontiert sind.
Klassische Führung stößt hier schnell an ihre Grenzen. Deshalb brauchen wir auch ein neues Führungsverständnis.
Was bedeutet Führung 4.0?
Die Begriffe Führung 4.0 oder Leadership 4.0 basieren auf der Führung in einer technologischen Welt.
Alle neuen Führungsansätze münden in Führung 4.0. Somit ist Führung 4.0 der Überbegriff für Führungsansätze wie die digitale Führung, die agile Führung, die hybride Führung oder die moderne Führung. Ich bin mir sicher, dass im Laufe der Zeit noch weitere Führungsansätze dazu kommen werden.
Führung 4.0 kann in unterschiedlichen Kontexten Unterschiedliches bedeuten. Jedenfalls geht es immer darum, das Business erfolgreich weiterzuführen, gleichzeitig ganz neue Wege zu gehen und die Balance zwischen Stabilität und Instabilität zu managen.