Zwei zentrale Überlegungen vor der Entscheidung
Zu keiner Zeit in meiner Beratungstätigkeit hatte die Frage „bleiben oder gehen“ einen höheren Stellenwert als in den ersten fünf Monaten dieses Jahres. Kaum ein Workshop, Business Sparring oder Small Talk ohne, dass offen oder verdeckt dieses Thema angesprochen wurde.
Menschen im Aufbruch – Organisationen im „mehr desselben“
Die Welt verändert sich und wir uns mit ihr. Individuelle Werte und Beziehungen – private genauso wie berufliche – werden überprüft, wie kaum zu einer anderen Zeit davor. Neue Prioritäten scheinen sich zu etablieren und offensichtlich führt das dazu, dass Langjähriges und vor allem auch bisher Tragfähiges hinterfragt wird.
Meine Kunden sind alle Top-Führungskräfte, die sich intensiv über die Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens Gedanken machen, die Chancen suchen und sehen, die Ideen haben und die Mitarbeiter dafür einbinden können. Warum denken Menschen wie sie an berufliche Veränderung?
Die Führungskraft kann nicht mehr leisten als die Organisation zulässt
Der Führungserfolg steht und fällt mit dem jeweiligen Kontext. Wenn sich Unternehmen auf „mehr desselben“ beschränken, dazu zählen noch intensivere Kostensenkungsprogramme, Kontroll- und Überwachungssysteme, Kommunikationsverweigerung oder noch mehr (Zeit-) Druck, dann werden sie vor allem die Führungskräfte und Mitarbeiter verlieren, die das Potential UND das Engagement hätten, die Kultur zu transformieren sowie optimale Voraussetzungen zu schaffen, die das Erfolgspotenzial des Unternehmens stärken.
Ego– und Machtspiele statt gemeinsam die Zukunft zu gestalten
Im wirtschaftlichen Umfeld zeigt sich immer wieder, wie sehr Menschen in den Ego- und Machtspielen verharren, um festzuhalten, was auf Dauer nicht festgehalten werden kann. Sie halten fest, weil ihnen für ein Loslassen der Mut oder die Gestaltungsphantasie fehlen. Hand aufs Herz: es gibt noch immer viele Führungskräfte, die es sich in ihren Rollen bequem eingerichtet haben und ihre Zeit durchsitzen und andere, die in der Anpassungsoptimierung zum eigenen Karrierevorteil verharren. Und gleichzeitig sind sie es, die dafür sorgen, dass das System so ein Verhalten auch ermöglicht.
So passiert es, dass engagierte Vorstände immer wieder an fehlender Weitsicht und dem Gestaltungswillen ihrer Kollegen scheitern. Dass Mitglieder von Geschäftsführungen permanent beschäftigt gehalten werden, sodass sie für die Umsetzung ihrer Ideen keinen Raum oder weder Budget noch Zeit finden. Rahmenbedingungen solcher Art werden als nervenaufreibend, zermürbend und frustrierend erlebt.
Bleiben oder Gehen – Zwei zentrale Überlegungen, vor der persönlichen Entscheidung
Es gibt Menschen, die müssen lernen zu bleiben und etwas durch zu stehen, und andere müssen lernen loszulassen und Neues zu versuchen. Was ist Ihr Thema?
Nur, wer bleiben kann – der kann auch gehen. Was bedeutet das?
Nur wenn Sie sich dafür entscheiden können zu bleiben, können Sie sich auch für das Gehen entscheiden. Nur solange beides möglich ist, haben Sie eine echte Wahl!
Wir sind immer dort, wo wir sind, weil uns bisher eine Alternative materiell oder immateriell zu „teuer“ war. Da wo wir sind, ist im Moment der Platz, wo wir unser Potenzial am besten ausdrücken und weiter entwickeln können.
Es gibt zwei Formen, wie das zu Ende geht: Muss ich weg von oder steht Neues an?
Ich muss weg von!
Die Rahmenbedingungen haben sich geändert. Man kann nicht mehr so, wie man am besten möchte, der Druck wird zu groß, man will sich dem nicht mehr wirklich stellen und das Gefühl entsteht, es nicht mehr auszuhalten.
Ist es wirklich zu Ende oder beginne ich zu flüchten?
Gibt es hier ein Muster in meinem Leben, das sich wiederholt? Könnte es meine Aufgabe sein, zu lernen dran zu bleiben und es bis zu einem gewissen Grad zu Ende zu bringen?
Was könnte ICH in meiner Sichtweise ändern und was hätte ich zu lernen, damit ein Bleiben für mich und die anderen erfolgreich werden kann?
Eine Flucht führt immer zur Wiederholung der Situation. Im privaten Bereich erkennen wir das bei anderen sofort, wenn wir sagen: Schon wieder der gleiche Typ von Mann/Frau. Im beruflichen Kontext zeigen sich im neuen Job nach kurzer Zeit ähnliche Probleme wie im vorherigen Unternehmen mit Mitarbeitern, Vorgesetzten oder vorherrschenden Strukturen.
Neues steht an!
Wenn etwas abgeschlossen ist, dann entsteht ein gewisser Stillstand auch in der persönlichen Entwicklung und den Handlungsmöglichkeiten. Das wird genauso als kraftraubend und ermüdend erlebt. Der Erfolg erfüllt nicht mehr.
Ist es zu Ende und steht Neues an? Bleibe ich, weil ich nicht loslassen kann oder möchte?
Gibt es hier ein Grundmuster in mir, das mich aushalten lässt, bis es nicht mehr geht? Oder auch solange, bis andere für mich die Entscheidung treffen? Könnte es meine Aufgabe sein, zu lernen selbstbestimmt loszulassen und mich vertrauensvoll auf Neues zu zubewegen?
Wir erkennen, wenn etwas tatsächlich zu Ende gelebt ist daran, dass das Neue auf uns zukommt. Wir können Druck rausnehmen und in Ruhe über den nächsten Schritt nachdenken. Was ist mein innerer Antrieb? Welches Umfeld brauche ich für und im nächsten Schritt?
Überprüfen Sie: Worum geht es bei mir wirklich?
Ich wünsche Ihnen die nötige Besonnenheit und die innere Klarheit, das eine vom anderen unterscheiden zu können und für sich die richtige Wahl zu treffen. Bedenken Sie: Es geht immer um einen nächsten Schritt im Bleiben wie auch im Gehen.